Es ist soweit. Wir stehen am Flughafen und warten auf unseren Flug ins Land der unbegrenzten (Un-)Möglichkeiten. Rückblickend auf meine letzten Langstreckenflüge habe ich in weiser Voraussicht meine Over-Ear-Kopfhörer eingepackt und mir dazu einen Flugzeugadapter für wucherische 10 Stutz besorgt. Man kennt ja diese fiesen Doppel-Pin Stecker an den Flugzeuglehnen und die grausamen Ohrquäler welche als Kopfhörer verteilt werden. Als ich dann noch sah, dass diese bei American Airlines für 2 Dollar GEKAUFT werden müssen, war für mich der Fall klar.

Beim Einsteigen stellte ich mit Entsetzen fest, dass in den Rückenlehnen gar keine Bildschirmli verbaut sind. Oha, da hängen Röhrenbildschirme an der Decke, na das kann ja heiter werden…

Nach dem wir uns eingenistet hatten, wollte ich sogleich meinen Kopfhörer anhängen und mal durchs Musikprogramm zappen. Elektronische Geräte, also auch der iPod sind während Start und Landung nämlich verboten und das aufziehbare Grammophon hätte den Rahmen des Handgepäcks gesprengt. Doch was ist das? Keine Buchse an der Lehne? Wird hier etwa ein Stummfilm gezeigt? oder noch schlimmer, über Lautsprecher?!? Keine Panik, andere haben auch schon ihre Kopfhörer auf. Beim Nachbarn seh ich dann, wo die Buchse sein sollte. Es ist EINE EINZELNE 3.5mm Klinkenbuchse wo man alle hundsgewöhnlichen Kopfhörer anschliessen kann. Jetzt habe ich mir also ernsthaft die Hacken abgelaufen und 10 Stutz auf den Tisch gelegt, für nen billigen Plastik-Adapter, den ich nicht mal brauch? Nicht aufregen, entspannen, Wuuuusssaaaaa, was auch immer. Schliesslich gehts in die FERIEN! 🙂

Der Start verläuft soweit unspektaktulär. Sobald wir die Reisehöhe erreicht haben, werden die ersten Getränke und Knabberzeugs gereicht. Nebenbei stelle ich fest, dass wir offenbar einen sehr mitteilungsbedürftigen Piloten erwischt haben. Er erklärt lang und breit, wie der Flug werden wird (Unwetter, welches wir umfliegen) und dass es normal sei, dass die Piloten auch mal nach hinten gehen, da ja 2 Cockpit-Crews an Bord seien.

Nachdem der Pilot sich mitgeteilt hat (juhu), klemmte sich eine Flugbegleiterin ans Telefon (d’Oh). Es werde jetzt der Film gestartet und in kürze das Mittagessen serviert. Der Film läuft an, ich renke mich in Position. Es läuft Ice Age 3. Cool, mit dem kann ich etwas Anfangen. 10 Minuten später, ich war schon voll ins Filmgeschehen eingetaucht, werde ich schmerzhaft an einen der Gründe erinnert, wieso ich mir jedes mal ein Upgrade zur Business-Class wünsche (bezahlen könnt ichs sowieso nicht). Nachdem die Dame den Futterwagen etwas zurückgeschoben hat, kann ich meinen Fuss wieder drunter hervorkratzen. Kurze Zeit später wird auch uns das Mittagessen gereicht. Für ein mal war ich von dem Flugzeug-Futter wirklich überrascht. Die Ravioli waren um Klassen besser als das Zeugs, was man in der Dose kaufen kann. Auch der Salat und das Brötchen waren frisch. Einziger Minuspunkt: die Butter war so hart, dass man das Brötchen draufstreichen konnte.

Wieso starten die Filme eigentlich immer so schnell nach dem Start? Man hat sich zu dem Zeitpunkt ja noch nicht mal richtig eingenistet, die Getränke und Knabberzeugs wollen auch ihrer Bestimmung zugeführt werden und das Sicherheits-Faltblatt hat man ja auch noch nicht zuende gelesen. Wenn man sich dann im Film drinne ist, wird man zwecks Futterausgabe aus dem Filmgeschehen zurück in die Realität geholt. Natürlich immer, wenn irgend etwas wichtiges im Film passiert, wo man ohne es zu wissen eigentlich gleich aufhören zu schauen könnte, da man den Film jetzt sowieso nicht mehr kapiert.

Der Flug verlief abgesehen von ein paar Turbulenzen eigentlich ereignislos. Es gab keine schreienden Kinder, es hat keiner gekotzt, das Essen war gut und es wurde regelmässig etwas zu Trinken angeboten. Dies ist der Erste Flug bei dem ich nicht halb vertrocknet, nach Wasser lechzend, aus dem Flieger stolpere. Noch bevor wir am Dock ankamen, wurden wir über das weitere Prozedere Informiert. Wohin man gehen musste, und vor allem dass man sein Gepäck abholen müsse, auch wenn man einen Anschlussflug hat. Bei der Gelegenheit solle man auch gleich die Duty-Free-Waren im Gepäck verstauen, sonst könnte es Schwierigkeiten geben.

Türe auf, raus aus dem Flieger, immer dem Menschenstrom folgen. Nach gefühlten 3km Marsch standen wir an der Immigration an. Entspannen, keine dummen Sprüche, immer schön freundlich bleiben. Man hat ja schon allerlei Gerüchte und Halbwahrheiten über die amerikanische Grenzpolizei gehört. Wir sind an der Reihe, geben brav unsere Fingerabdrücke, und dann passiert etwas unterwartetes. Der Typ macht SmallTalk! Und hat uns damit auf dem völlig falschen Fuss erwischt. Nach anfänglich holprigen Antworten landen wir endlich im English-Mode und führten ein nettes Gespräch mit dem Grenzer. Hinter uns eine Riesen-Schlage, aber das schien ihn nicht gross zu kümmern. Offensichtlich freute er sich über ein bisschen Abwechslung in seinem vermutlich sehr tristen Arbeitsalltag. Mir solls recht sein 🙂

Der Rest der Reise bis nach Miami verlief ziemlich unspektakulär. Einzig die Reisezeit von New York bis Nach Miami hatte ich völlig falsch eingeschätzt. Naja, schneller gehts wohl nicht, und wenigstens gibts nochmal was zu knabbern 🙂

In Miami angekommen ging alles ziemlich schnell, bis zur Gepäckausgabe. Da 2 Bänder defekt waren, bildete sich ein klitzekleiner Stau. In exakten Zahlen: es waren noch 2 Flugzeuge vor unserem dran mit ausladen. Easy, Da wir das Hotel sowieso anrufen mussten, um den Shuttle-Bus zu bestellen, hab ich mich mal auf die Suche nach dem „Courtesy-Board“ gemacht. Das ist so ein Ding ähnlich wie das in der Halle vom Zürich HB, von wo man Gratis die Hotels in der Gegend anrufen kann. Das Board habe ich schnell gefunden, nur schaute aus der Stelle, wo gemäss Staubschicht mal ein Telefon war, nur noch ein Draht raus. Die Nachfrage bei einem Flughafenmitarbeiter brachte die Hoffnung zurück. „Ja, dieses Board wird wegen Umbau abgebaut. Weiter den Gang runter hats aber ein zweites.“ Beim Gang-runter-laufen habe ich festgestellt, dass die Distanzangaben hier wohl etwas anders verstanden werden als in der Schweiz. War ja auch egal, denn das zweite Board sah genau so aus wie das erste. Egal, dann zahl ich halt den Telefonanruf. Ab zum nächsten Münztelefon. Das Gespräch lief ungefähr so ab:

Ich: „Hallo, ich rufe an wegen dem Shuttle-Bus. “
Sie: „Wo sind Sie?“
Ich: „Wir warten gerade aufs Gepäck, sollte aber jeden Moment da sein.“
Sie: „An welchem Terminal?“
Ich: „Ööööh… “
Sie: „Ja das müsste ich schon Wissen“
Ich: „Wir sind mit American Airlines geflogen, die kommen wohl nur an einem Terminal an, oder?“
Sie: „Rufen sie wieder an wenn Sie das Terminal wissen“
Ich: „Ja aber…“
Sie: „Tut tut tut tut“
Ich „WTF?!?“

In diesem Moment entwickelte sich der Wert meiner Laune analog umgekehrt zu dem meines Blutdruckes. Also alles zurücklaufen, Gepäck schnappen und rausfinden in welchem Terminal wir sind. Danach das Natel gezückt und nochmal das Hotel angerufen. Dieser eine Anruf wird mich vermutlich ein Vermögen gekostet haben, war mir in dem Moment aber sheic-egal. Und Tatsächlich, 10 Minuten später erschien der Shuttle-Bus wie versprochen. Der Chauffeur hat unser gepäck eingeladen, und wir hatten einen 12-Plätzer für uns allein. Wir waren beide Hundemüde, hungrig und hörten das Bett schon rufen.

Schade, dass das Hotel kein angeschlossenes Restaurant hatte, aber das war uns in dem Moment auch egal. Hauptsache ein Bett zum schlafen. Ich hab glaube ich schon geschlafen, bevor mein Kopf überhaupt auf dem Kissen aufschlug.